Der Gewalt begegnen
30. Mai 2025
Was taugt Gewaltfreiheit im Sinne Jesu angesichts völkischer Übernahmepläne der AfD oder der aktuellen Kriegsszenarien? Was taugt das Menschen- und Gottesbild eines jungen Mannes aus Nazareth, der nie ein öffentliches Amt übernommen, sondern als Wanderprediger und Heiler die Obrigkeit herausgefordert hat, bis sie ihn höchst gewaltsam zu Tode brachte?
Auch die Geschichte der ersten Christen, die die jesuanische Gewaltfreiheit noch sehr ernst nahmen, ist eher als Verfolgungs- und Leidensgeschichte überliefert, die viele Märtyrer hervorbrachte, bis das Christentum nach 300 Jahren zur Staatsreligion avancierte, um sich fortan in den Dienst staatlicher (Kriegs-)Gewalt zu stellen. Seither gibt es die Verfechter der Gewaltfreiheit wieder eher vereinzelt.
Zu ihnen kann man auch Josef Freise zählen, Professor und Autor, Theologe und Pädagoge aus Neuwied bzw. Köln, der den langen Weg nach Markt Schwaben nicht gescheut hat, um für pax christi Erding und Gäste diesen Tag zu gestalten. Gerade stellt er ein Buch fertig über Gewaltfreiheit in Pädagogik und Bildung.
Gewaltfreiheit will gelernt sein, erforscht, studiert, pädagogisch vermittelt und eingeübt. Sie wirkt privat, gesellschaftlich, demokratisch, zwischenstaatlich, global, ökonomisch, ökologisch. Sie ist herrschaftskritisch, solidarisierend und wenn nötig subversiv. Sie ist eine Herausforderung für alle autoritär agierenden Obrigkeiten. Und damit nicht ungefährlich.
Ihre Instrumente sind Meditation und Gebet, Dialog, öffentliche Aktionen, ziviler Ungehorsam, Versöhnung und alternative Lebensformen.
Und schließlich: Gewaltfreiheit ist der – immer wieder verleugnete – Kern des jesuanischen Christentums.
Jetzt habe ich wieder Mut, weiter zu machen, schreibt eine Teilnehmerin als Rückmeldung. Das genau ist es doch, was wir brauchen, die Vergewisserung, dass Gewaltfreiheit zwar gerade „out“ ist, aber in den letzten 2000 Jahren auch eher selten „in“ war und trotzdem überlebt hat als Gewissheit, dass sie sehr wohl wirksam sein kann gegenüber autoritären Regimen und Besatzern.
Danke, Josef Freise!
Bericht Gesine Goetz
Prof. Dr. Josef Freise, Neuwied, war Hochschullehrer an der katholischen Hochschule NRW in Köln. Gerade arbeitet er an einem Buchprojekt "Gewaltfrei für den Frieden - Grundlegung einer gewaltfreien sozialen Arbeit und Bildung."
Moderne Vertreter:innen der Gewaltfreiheit kann man übrigens in einer Ausstellung am pax christi Stand auf dem Bennofest (14./15.Juni) in München kennenlernen.